Grau ist der Himmel, wolkenverhangen. Leichter Nieselregen macht viele kleine kühle Punkte im Gesicht. Nebelschleier hängen über der Landschaft und verstecken die Ferne. Nicht warm, nicht kalt – aber alles, alles, wirklich alles ist nass.
Klammes Holz, nasses Gras, Pfützen auf der Wiese, Matsch an den Füßen.
Kleine Wasserperlen auf den Blättern – kühl und klar wie Kristall, und doch weich wie Seide. Das Wertvollste was dieser Planet zu bieten hat – in seiner schönsten Form. Reines, klares Wasser.
Ich liebe dieses Wetter!
Wirklich wahr – nichts ist so fantastisch schön wie ein Regentag.
Ich schaue der Meise zu. Raus aus dem Nistkasten, hinüber zum Pflaumenbaum, einen Augenblick später mit vollem Schnabel wieder zurück. Und gleich wieder weiter, hin und her, hin und her. Ich werde schon vom Zugucken müde, aber dieser kleine Kerl macht das schon den ganzen Tag.
Ein rasanter, atemberaubender Flugstil – nur hier und da mal ein paar Flügelschläge um wieder Höhe zu gewinnen, dann mit angelegten Flügeln wie ein Pfeil quer durch den Kirschbaum – als wäre der gar nicht da – und trotzdem treffsicher gelandet und perfekt ausbalanciert auf einem dünnen Zweig ganz oben in der Pflaume.
Wow! Ich hätte mich bei dieser Landung glatt überschlagen, oder den Zweig einfach mitgerissen, aber der rührt sich überhaupt nicht. Erst als die Meise wieder startet schwingt er ganz leicht nach unten.
Im Vogelhaus liegen ein paar alte Brotstücke. Die Meise interessiert das nicht, sie sucht proteinreiches Lebendfutter für ihren Nachwuchs. Aber ein paar Dohlen und eine Elster sind interessiert, und versammeln sich auf dem Zaun.
Dazu gesellt sich eine Nebelkrähe, doppelt so groß wie der Rest der Gesellschaft. Sie passt nicht ins Vogelhaus, also verwendet sie einen Trick. Sie wartet regungslos auf dem Zaun bis eine der Dohlen mit einem Brotstück im Schnabel herauskommt und flattert dann urplötzlich genau in ihre Flugbahn.
Die erschrockene Dohle lässt das Brot fallen und flieht auf den Holunder, während sich die Krähe…eigentlich das Brot schnappen wollte. Aber die Elster kennt offenbar den Trick, und noch bevor die Krähe die Balance wiederfindet ist sie mit dem Brotstück auf und davon. Krah! So ein Mist!
Die Elster stolziert mit großen Schritten vor den Augen der Krähe mit dem Brotstück zu einer Pfütze, tunkt es hinein und schluckt es genüsslich hinunter. Ätsch!
Endlich ist die Zeit der Trocken- und Fensterbrettkräuter vorbei – Thymian, Salbei, Minze, Liebstöckel, Petersilie, Schnittlauch, Koriander, Oregano, Basilikum – alles gibts wieder frisch und würzkräftig aus dem Beet. Auch mal im Vorbeigehen…es ist schwer zu widerstehen.
Ich setze schnell noch ein paar Salatpflanzen ein – davon kann man nie genug haben, und bei Regenwetter sind die Pflänzchen am wenigsten Stress ausgesetzt.
Genau wie ich.
Wirklich schönes Wetter heute 🙂